Kathrin in Kirgistan
Kirgistan – die Schweiz
Zentralasiens. Nur sind die Berge höher, die Sommer heißer, die Winter
kälter, die Steinböcke größer, die
Wassermelonen besser … es gibt mehr Pferde, mehr Edelweiß…. Also wenn überhaupt, dann eine Schweiz der
Superlative! Und genau deshalb hab ich beschlossen mir als allererstes das Land
ein wenig näher anzuschauen und war die ersten vier Wochen kreuz und quer in
ganz Kirgistan unterwegs. Zu Fuß, per Anhalter und mit den berüchtigten Marschrutkas
ging es bergauf und bergab, gefühlt mehr bergauf als bergab, und auch wenn
meine Kirgisischkenntnisse noch mehr als schwammig sind, war doch relativ
schnell klar, dass ich in einem unglaublich gastfreundlichen Land gelandet bin.
Inzwischen
bin ich auch an dem Punkt, an dem ich mir keinen Kopf mehr machen muss wo am
Tisch ich platznehmen darf, wen ich wie korrekt begrüße, wem ich wann meinen
Platz in der Marschrutka anbiete, und auch weiß, dass das Klopapier nicht ins
Klo, sondern in den Eimer nebendran gehört…. Ich bin also angekommen.
Wenn da nicht das viele Fleisch wäre! Nach inzwischen
12 Jahren Vegetarismus kosten mich Hammelfleischmanty, Besch Barmak und
Konsorten doch ordentlich Überwindung! Ist ja nicht so, dass ich nicht
versucht hätte es zu erklären…. und an dem Punkt: „Aaahhh VEGETARIANSKI!!!!“
dachte ich auch kurz meine Gastfamilie hätte es verstanden, aber schon fünf
Minuten später bekam ich den nächsten Teller mit extra viel Fleisch für den
Gast… Wir arbeiten daran…
Seit Anfang
September mache ich nun mein Praktikum bei Rural Development Fund (RDF), einer
kirgisischen Nichtregierungsorganisation in Bischkek. RDF betreibt Forschung und Projektarbeit in den Bereichen ländliche
Entwicklung, nachhaltige Ressourcennutzung, Konfliktbewältigung und Erhalt von
traditionellem Wissen. Im Moment befasse ich mich mit einem Projekt zur
Unterstützung kirgisischer Nomadenfrauen. Vor allem in der Spezialisierung auf
Milchprodukte liegt hier großes Potential, denn im Gegensatz zu Geld das durch
den Verkauf von Fleisch eingenommen wird, steht der Erlös von Milchprodukten
traditionell der Frau zur Verfügung. Und da dieses Geld nachweislich zu großen
Teilen in die Ernährung und Schulbildung der Kinder investiert wird, gilt die
Unterstützung von Frauen als eine der effektivsten Methoden der
Armutsbekämpfung…
Und wie das eben
so ist: Neben Praktikum, Kirgisisch lernen und Gastfamilie war bis jetzt kaum
Zeit um mich mit meiner eigenen Feldforschung zu beschäftigen. Aber es bleiben ja
noch gut drei Monate. Und bis dahin feile ich noch ein bisschen an der Auswahl
meiner Interviewpartner…
Das ist wunderbar!
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