Mittwoch, 2. Oktober 2013

Kathrin Fischer - Kirgistan



Kathrin in Kirgistan


Kirgistan – die Schweiz Zentralasiens. Nur sind die Berge höher, die Sommer heißer, die Winter kälter,  die Steinböcke größer, die Wassermelonen besser … es gibt mehr Pferde, mehr Edelweiß….  Also wenn überhaupt, dann eine Schweiz der Superlative! Und genau deshalb hab ich beschlossen mir als allererstes das Land ein wenig näher anzuschauen und war die ersten vier Wochen kreuz und quer in ganz Kirgistan unterwegs. Zu Fuß, per Anhalter und mit den berüchtigten Marschrutkas ging es bergauf und bergab, gefühlt mehr bergauf als bergab, und auch wenn meine Kirgisischkenntnisse noch mehr als schwammig sind, war doch relativ schnell klar, dass ich in einem unglaublich gastfreundlichen Land gelandet bin. 

Inzwischen bin ich auch an dem Punkt, an dem ich mir keinen Kopf mehr machen muss wo am Tisch ich platznehmen darf, wen ich wie korrekt begrüße, wem ich wann meinen Platz in der Marschrutka anbiete, und auch weiß, dass das Klopapier nicht ins Klo, sondern in den Eimer nebendran gehört…. Ich bin also angekommen.
Wenn da nicht das viele Fleisch wäre! Nach inzwischen 12 Jahren Vegetarismus kosten mich Hammelfleischmanty, Besch Barmak und Konsorten doch ordentlich Über­windung! Ist ja nicht so, dass ich nicht versucht hätte es zu erklären…. und an dem Punkt: „Aaahhh VEGETARIANSKI!!!!“ dachte ich auch kurz meine Gastfamilie hätte es verstanden, aber schon fünf Minuten später bekam ich den nächsten Teller mit extra viel Fleisch für den Gast… Wir arbeiten daran…

Seit Anfang September mache ich nun mein Praktikum bei Rural Development Fund (RDF), einer kirgisischen Nichtregierungs­organisation in Bischkek. RDF betreibt Forschung und Projektarbeit in den Bereichen ländliche Entwicklung, nachhaltige Ressourcennutzung, Konflikt­bewältigung und Erhalt von traditionellem Wissen. Im Moment befasse ich mich mit einem Projekt zur Unterstützung kirgisischer Nomadenfrauen. Vor allem in der Spezialisierung auf Milchprodukte liegt hier großes Potential, denn im Gegensatz zu Geld das durch den Verkauf von Fleisch eingenommen wird, steht der Erlös von Milchprodukten traditionell der Frau zur Verfügung. Und da dieses Geld nachweislich zu großen Teilen in die Ernährung und Schulbildung der Kinder investiert wird, gilt die Unterstützung von Frauen als eine der effektivsten Methoden der Armutsbekämpfung…
Und wie das eben so ist: Neben Praktikum, Kirgisisch lernen und Gastfamilie war bis jetzt kaum Zeit um mich mit meiner eigenen Feldforschung zu beschäftigen. Aber es bleiben ja noch gut drei Monate. Und bis dahin feile ich noch ein bisschen an der Auswahl meiner Interviewpartner…



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