In den Nilgiris beim CTRD - Na, habt ihr schon gegessen?
Das war mit eine der Fragen, die
uns am häufigsten gestellt wurde. Mehr dazu aber später.
Nachdem wir in Pondicherry 6
Wochen fleißig Tamil gelernt (siehe vorheriger Blogbeitrag), und bei mindestens
35 Grad auch prächtig geschwitzt haben, ging die Reise auch für uns weiter,
dieses Mal in die Nilgiris, die Blue Mountains. Von Pondicherry aus nahmen wir
zunächst einen Bus nach Chennai, von dort aus dann einen Sleeper Bus, der uns
direkt nach Ooty brachte, die höchstgelegene Stadt der Nilgiris.
Die Nilgiris sind die höchsten
Berge Tamil Nadus, erstrecken sich außerdem noch über Kerala und Karnataka.
Über die Nilgiris war uns zuvor nicht allzu viel bekannt, außer, dass es hier
eine hohe Elefantenpopulation geben sollte.
Schon in der 12Stündigen Fahrt im
Bus wurden wir immer aufgeregter und haben uns gefragt was uns wohl erwarten
wird. Gegen Ende der Fahrt, als wir gegen 7 Uhr morgens aufwachten und einen
Blick aus dem Fenster warfen schlug unsere Stimmung sofort um. Von Müdigkeit
und Anstrengung war keine Spur mehr, der Anblick war überwältigend. Über
schmale Straßen schlängelten wir uns die Berge hinauf und die Morgensonne legte einen warmen
Schleier über die grünen Hänge, die nun überall zu sein schienen. Das Wetter
hielt leider nicht allzu lange und wurde grauer, je näher wir an Ooty
herankamen. Die grünen Hänge sahen nun mit jeder Minute mehr Bevölkert aus und
wir merkten dass wir bald am Ziel sein mussten. In Ooty ereilte uns dann ein
kleiner Schock als wir aus dem Bus blickten; Fast jeder hatte hier eine dicke
Jacke, Mütze und Schal an! Wir waren noch immer auf das heiße Pondy eingestellt
und fragten uns ob wir wohl falsch gepackt hatten. Als wir dann aus dem Bus
stiegen überkam uns Erleichterung. Die Einheimischen haben wohl ein anderes
Temperaturempfinden als wir, für uns war die Temperatur nach der Hitze perfekt
und wohltuend. So schlenderten wir also mit unseren Sandalen und ¾ Ärmlingen Chudidas durch die Menschenmasse
an Mützen und Schalträgern, hin zu
unserem Hotel, in dem wir eine Woche blieben um uns an das Klima der Nilgiris
zu gewöhnen. Nachdem wir in dieser Woche, einiges von Ooty und Umgebung gesehen
hatten (inklusive einer ziemlich unbeeindruckenden Papierblumenausstellung,
nach der hier alle ganz verrückt sind) ging es dann weiter in ländlichere
Gefilde: nach Eallamanna zum CTRD (Center for Tribal and Rural Development).
Die Fahrt dorthin (ca. 5 Stunden von Ooty mit dem Bus nach
Gudalur und von dort weiter mit dem Jeep, der von unserem Chef Herr Ranganathen
organisiert wurde war aufregend und uns fiel sofort die wunderschöne Landschaft
auf. Wir genossen selbst die holprige Busfahrt über die Straßen die der
Mondoberfläche ähneln, denn der Blick aus dem Fenster entschädigte dafür. Wir
schienen immer Tiefer in den Dschungel der Nilgiris zu kommen und so weit das
Auge reicht waren die grünen Hänge zu sehen, die vor allem mit Palmen, Bäumen
mit roten Blüten und besonders Tee bewachsen waren.
Tee.
Die Tee Pflanze spielt eine
besonders wichtige Rolle in den Nilgiris. Sie ist nicht nur wichtig für den
intensiven Tee Konsum der einheimischen Bevölkerung, sie ist vor allem auch
eine Einnahmequelle. Auf dem Weg zum CTRD kamen wir also auch an vielen
Teeplantagen vorbei in denen Zahlreiche Menschen beschäftigt waren, die damit
ihren Lebensunterhalt verdienen
An einem Sonntagmittag kamen wir
dann auf dem Campus des CTRD an. Dieser liegt ziemlich abgeschieden inmitten
der wunderbaren Flora und Fauna der Nilgiris. Da sonntags Ruhetag ist, war kaum
jemand da und so hatten wir die
Möglichkeit uns ein wenig umzusehen und uns mit unserem Zimmer und dem Gelände
bekannt zu machen. Der Campus besteht aus einem Guesthouse, einigen Gebäuden
für Microfinance Training und dem Hauptoffice, in dem üblicherweise gearbeitet
wird. Montags konnten wir dann ausgeruht mit der Arbeit beginnen und den CTRD
und deren Mitarbeiter kennen lernen. Wir wurden hier zunächst von dem Sohn des
Chefs in das Schaffen des CTRD eingewiesen. So lernten wir, dass sich dieser
seit 26 Jahren für die in den Nilgiris einheimischen Stämme wie zum Beispiel
der Panya oder Kattunayakan einsetzt,
alles ursprünglich von unserem Chef Herr Ranganathen ausgehend. Der CTRD sorgt
für verbesserte Lebensumstände und Rechte der Abgeschiedenen Tribes durch
verschiedene Programme wie das Bauen von stabileren Häusern, Biogasanlagen für
Einkommen und Gas zum kochen, Betreuung von Selbsthilfe Gruppen um die Frauen
zu stärken und natürlich auch Projekte zu Gesundheit und Bildung.
Tribal Village |
Nachdem wir also eingewiesen
wurden, wurde uns überaschenderweise, nachdem wir unsere Interessen mitgeteilt
hatten, ein detaillierter Arbeitsplan vorgelegt. Kristin sollte sich danach
mit den Bio-Gasanlagen beschäftigen und
ich mich mit den Selbsthilfegruppen für Frauen. Der Plan sah unter anderem, vor
Case Studies zu erstellen, Interviews zu führen oder persönliche Profile zu
erstellen. Außerdem auch ein Area-Mapping der Region durch GPS, sowie das
Filmen eines kurzen Dokumentarfilms zum
jeweiligen Thema. Wir können kaum beschreiben wie sehr uns ein solcher
Arbeitsplan überrascht und gleichermaßen motiviert hat. Wir haben damit
gerechnet gewissermaßen 6 Wochen unwichtige Aufgaben zu bekommen (auf Kaffee
kochen wurden wir vorbereitet) und kaum etwas bewirken zu können. Wir gingen
also motiviert an die Arbeit, führten ein Arbeitstagebuch und fuhren regelmäßig
in die Dörfer um Interviews zu führen oder einfach zu Beobachten. So konnte Kristin
einige Bio-Gasanlagen betrachten und Familien kennenlernen und ich mir die Treffen
der Selbsthilfegruppen anschauen und teilnehmen. Die ersten Wochen hat das
wunderbar funktioniert, wir hatten auch bereits begonnen zu filmen. Nach und
nach verlangsamte sich die Arbeit aber leider. Vor allem durch ein großes
Problem: das kaum vorhandene INTERNET!
Der eigentliche Arbeitsplan wurde oft dadurch gestoppt, dass es
wichtigeres zu tun gab. Vor allem das Finden neuer Finanzierungen für kommende
oder laufende Projekte, erstellen von PPT Folien für bestimmte Trainings oder
das Bearbeiten oder Schicken einiger Projektanträge. Das alles wurde durch das
kaum vorhandene Internet aber ziemlich ausgebremst und so verloren wir viel
Zeit an das warten und ärgern. Wir wurden dann mit anderen Dingen beschäftigt,
die uns aber nicht so wichtig erschienen sondern mehr als Unterhaltung für uns.
Das hat die Motivation natürlich etwas getrübt. So Bestand unser Arbeitsalltag
aus gelegentlichen, später abebbenden Feldbesuchen in verschiedenen Dörfern
oder der Arbeit im Office. Gegen 13 Uhr gab es Lunch (Jeden Mittag Reis mit
Sambar und verschiedenen Beilagen). Kehrten wir mit vollem Magen wieder zurück
ins Office wurde uns beinahe von jedem nur eine Frage gestellt:
Saappidiingalaa? – Habt ihr gegessen? So gehört sich das hier so und es spricht
für die freundliche und aufmerksame Natur der Tamilen.
Nach einer (langen) Weile waren
wir dann aber erfolgreich und es hat doch noch alles so funktioniert wie wir
uns das vorgestellt hatten. Im Großen und Ganzen war die Zeit beim CTRD also
durchaus fruchtbar, mit ein paar kleinen Abstrichen. Dazu zählt besonders
unsere Unterkunft, die eigentlich kaum zu wünschen übrig ließ, leider
allerdings (und das geht hier leider kaum anders durch die Witterung und das
Wetter) stark schimmelte. Die Wände waren sehr mit Schimmel benetzt, sodass
sogar unser Reisepass mit Sporen überdeckt war und wir uns gegen Ende der Zeit
einbildeten dadurch schneller Krank zu werden (Ohrenschmerzen, Erkältungen
etc). Wir nahmen uns das aber nicht sehr zu Herzen und machten eher Witze
darüber, als dass uns das ernsthaft störte. Die Zeit hier war vor allem durch
die freundlichen Mitarbeiter, die immer ein offenes Ohr für unsere Ideen und auch Sorgen hatten etwas ganz
besonderes. Auch Herr Ranganathen war uns ein Mentor und hat uns in jeder
Situation weitergeholfen. Nun ist die Zeit hier fast zu Ende und wir müssen den
CTRD trauriger weise hinter uns lassen. In einer Sache sind wir uns allerdings
sicher; das war bestimmt nicht unser letzter Besuch hier!
Marie Wissner und Kristin Ruf
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