Meine drei Monate in Kerala sind
fast vorbei, in 2 Tagen geht es zurück nach Deutschland, höchste Zeit ein Fazit
zu ziehen: Vieles lief nicht wie gedacht, doch gerade durch die Zufälle kam es
zu besonderen Erlebnissen und Erfahrungen, interessanten Bekanntschaften und
auch Freundschaften, sowohl für die Feldforschung als auch persönlich. Zu
meinem Forschungsthema stieß ich auch eher zufällig.
Ich machte ein Praktikum im CED,
dem Centre for Environment and Development in Thozhuvancode in
Thiruvananthapuram, der Hauptstadt des südindischen Bundesstaats Kerala. Eine
recht chaotische NGO, allerdings mit entspannten Arbeitszeiten und vielen
warmherzigen Mitarbeitern und indischen Studenten, die beim CED an
verschiedenen Projekten, hauptsächlich GIS-Projekten, arbeiteten. Diese NGO hat
einen Programmbereich namens „Cultural Heritage“ auf den ich mich fokussieren
wollte. Als ich allerdings vor Ort war, musste ich feststellen, dass dieser
Programmbereich schlichtweg nicht existiert. Was mir vorher leider nicht gesagt
wurde, obwohl ich extra für diesen Bereich angefragt hatte. Meine Vorstellung
von Praktikum war, die Arbeit im CED zu begleiten. Am ersten Tag wurde mir
jedoch klargemacht, dass ich mir ein Thema aussuchen sollte und zu diesem dann
selbstständig Forschung betreiben sollte. Meine vorläufige Idee war
traditionelle Architektur. Durch einen Einfall von Dr. Thrivikramji kam ich
schließlich auf das Thema der Agraharams: Reihenhäusersiedlungen in dem
ausschließlich Brahmanen, die vor mehreren Generationen aus Tamil Nadu nach
Kerala migriert sind, leben. In Trivandrum selbst gibt es mehrere dieser
Siedlungen, auch wenn ein Großteil der ursprünglichen Gebäude modernisiert
wurde. Diese Tamil Brahmanen in den Agraharams bilden eine enge Community und
feiern alle Feste zusammen. Das enge Zusammenleben lässt jedoch auch wenig
Privatsphäre. In diesen Agraharams führte ich Interviews mit den Bewohnern
durch, besuchte viele der Häuser, war bei ein paar Festen als teilnehmender
Beobachter anwesend und wurde immer wieder von der Offenheit und familären
Atmosphäre überrascht. Zudem machte ich eine Reise nach Palakkad und besuchte
das berühmte „Kalpathi Ratholsavom“ in dem berühmten Kalpathi-Agraharam,
welches als einzige der Agraharams als sogenanntes „Cultural Heritage Village“
seit wenigen Jahren unter Kulturschutz steht. Die Tage in Palakkad kam ich bei
einer Bekannten von einem der CED-Professoren unter.
Dr. Thrivikramji war mein
zugewiesener Betreuer, der auch mein „local guide“ sein sollte. Eine Aufgabe,
die er nicht wirklich erfüllte. Am liebsten schickte er mich zu verschiedenen
Bibliotheken, um Literaturrecherche zu betreiben, was sich allerdings als
schwierig herausstellt, da es fast keine schriftlichen Dokumente über die
Agraharams gibt. Die eigentliche Feldforschung mit Interviews usw. kam nur
zustande, da mir andere Arbeitskollegen, Freunde und Freundesfreunde halfen.
Nur eben nicht Dr. Thrivikramji, der sich stets geschickt aus allem
herauszuhalten versuchte, was zusätzliche Arbeit für ihn bedeutete. Trotz der mangelhaften
Unterstützung des CED kam eine gute Feldforschung zustande und ich konnte
einiges an Material sammeln. Zudem konnte ich frei auswählen, wann ich ins Büro
kommen wollte und wann nicht. Die meiste Zeit meines Praktikum meines Praktikum
verbrachte ich daher nicht beim CED, sondern in den Agraharams selbst. Viel
Freizeit für Ausflüge usw. blieb daher zum Glück auch. Zum Abschluss des
Praktikum musste ich einen Project Report über meine Forschung erstellen und
erhielt nach der Abgabe mein Zertifikat über das abgeleistete Praktikum.
Ich werde die Zeit in Trivandrum
definitiv vermissen und auch all die Leute, die mir geholfen und mich begleitet
haben. Es war insgesamt eine tolle Erfahrung und viel Glück sowie Zufälle waren
im Spiel. Die NGO, Centre for Environment and Development, in Trivandrum würde
ich jedoch keinem ans Herz legen.
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