Samstag, 24. Januar 2015

Nicole Turkin - Kerala, Indien


Meine drei Monate in Kerala sind fast vorbei, in 2 Tagen geht es zurück nach Deutschland, höchste Zeit ein Fazit zu ziehen: Vieles lief nicht wie gedacht, doch gerade durch die Zufälle kam es zu besonderen Erlebnissen und Erfahrungen, interessanten Bekanntschaften und auch Freundschaften, sowohl für die Feldforschung als auch persönlich. Zu meinem Forschungsthema stieß ich auch eher zufällig.


Ich machte ein Praktikum im CED, dem Centre for Environment and Development in Thozhuvancode in Thiruvananthapuram, der Hauptstadt des südindischen Bundesstaats Kerala. Eine recht chaotische NGO, allerdings mit entspannten Arbeitszeiten und vielen warmherzigen Mitarbeitern und indischen Studenten, die beim CED an verschiedenen Projekten, hauptsächlich GIS-Projekten, arbeiteten. Diese NGO hat einen Programmbereich namens „Cultural Heritage“ auf den ich mich fokussieren wollte. Als ich allerdings vor Ort war, musste ich feststellen, dass dieser Programmbereich schlichtweg nicht existiert. Was mir vorher leider nicht gesagt wurde, obwohl ich extra für diesen Bereich angefragt hatte. Meine Vorstellung von Praktikum war, die Arbeit im CED zu begleiten. Am ersten Tag wurde mir jedoch klargemacht, dass ich mir ein Thema aussuchen sollte und zu diesem dann selbstständig Forschung betreiben sollte. Meine vorläufige Idee war traditionelle Architektur. Durch einen Einfall von Dr. Thrivikramji kam ich schließlich auf das Thema der Agraharams: Reihenhäusersiedlungen in dem ausschließlich Brahmanen, die vor mehreren Generationen aus Tamil Nadu nach Kerala migriert sind, leben. In Trivandrum selbst gibt es mehrere dieser Siedlungen, auch wenn ein Großteil der ursprünglichen Gebäude modernisiert wurde. Diese Tamil Brahmanen in den Agraharams bilden eine enge Community und feiern alle Feste zusammen. Das enge Zusammenleben lässt jedoch auch wenig Privatsphäre. In diesen Agraharams führte ich Interviews mit den Bewohnern durch, besuchte viele der Häuser, war bei ein paar Festen als teilnehmender Beobachter anwesend und wurde immer wieder von der Offenheit und familären Atmosphäre überrascht. Zudem machte ich eine Reise nach Palakkad und besuchte das berühmte „Kalpathi Ratholsavom“ in dem berühmten Kalpathi-Agraharam, welches als einzige der Agraharams als sogenanntes „Cultural Heritage Village“ seit wenigen Jahren unter Kulturschutz steht. Die Tage in Palakkad kam ich bei einer Bekannten von einem der CED-Professoren unter.

Dr. Thrivikramji war mein zugewiesener Betreuer, der auch mein „local guide“ sein sollte. Eine Aufgabe, die er nicht wirklich erfüllte. Am liebsten schickte er mich zu verschiedenen Bibliotheken, um Literaturrecherche zu betreiben, was sich allerdings als schwierig herausstellt, da es fast keine schriftlichen Dokumente über die Agraharams gibt. Die eigentliche Feldforschung mit Interviews usw. kam nur zustande, da mir andere Arbeitskollegen, Freunde und Freundesfreunde halfen. Nur eben nicht Dr. Thrivikramji, der sich stets geschickt aus allem herauszuhalten versuchte, was zusätzliche Arbeit für ihn bedeutete. Trotz der mangelhaften Unterstützung des CED kam eine gute Feldforschung zustande und ich konnte einiges an Material sammeln. Zudem konnte ich frei auswählen, wann ich ins Büro kommen wollte und wann nicht. Die meiste Zeit meines Praktikum meines Praktikum verbrachte ich daher nicht beim CED, sondern in den Agraharams selbst. Viel Freizeit für Ausflüge usw. blieb daher zum Glück auch. Zum Abschluss des Praktikum musste ich einen Project Report über meine Forschung erstellen und erhielt nach der Abgabe mein Zertifikat über das abgeleistete Praktikum.


Ich werde die Zeit in Trivandrum definitiv vermissen und auch all die Leute, die mir geholfen und mich begleitet haben. Es war insgesamt eine tolle Erfahrung und viel Glück sowie Zufälle waren im Spiel. Die NGO, Centre for Environment and Development, in Trivandrum würde ich jedoch keinem ans Herz legen.

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