Fast jeder Europäer war schon
einmal in der Metropole London - sei es mit der Schulklasse, oder auch so, für
einen Kurztrip. London zählt zu der bevölkerungsreichsten Stadt der EU, in der
um die 8 Millionen Menschen leben, was man auch deutlich zu spüren bekommt. Egal,
welcher Wochentag gerade ist, es ist immer viel los auf den Straßen. Auch ich bin
bereits schon vor diesem Aufenthalt als Tourist in London unterwegs gewesen,
und habe mir die üblichen Sehenswürdigkeiten,
wie den Buckingham Palast, Big Ben, Tower Bridge etc. angeguckt.
[Photo by Darya Cz.; taken 2/10/2013] |
Es ist jedoch ein großer
Unterschied, ob man als Tourist nach London kommt und nach einigen Tagen wieder
nach Hause fährt, oder aber für längere Zeit hier wohnen bleibt. Man betrachtet
diese Stadt einfach mit anderen Augen. Als Tourist ist man im ersten Moment von
der Größe und den gigantischen Bauten dieser Stadt überwältigt. Aus den Augen
eines neuen Einwohners stellt man jedoch sehr schnell die Unterschiede und die
Eigenarten fest, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Eines der
Eigenarten sind die separaten Wasserhähne am Waschbecken - einen fürs heiße,
und den anderen fürs kalte Wasser. Da fragt man sich schon, wer sich so etwas
ausgedacht hat, und welche Logik da hinter steckt?!
Bereits während der Planung,
meine Forschung in England durchzuführen war mir bewusst, dass das Leben in
England, speziell in London, sehr teuer ist. Aber die tatsächlichen Kosten bekommt
man erst vor Ort zu spüren, Trotzdem habe ich es gewagt, auch ohne Stipendium,
Auslandsbafög oder anderer finanzieller Hilfen nach England zu gehen, um dort
meine Forschung zu Russisch-sprachigen Migranten in England durchzuführen. Zum
einen ist es der Lebensstandard, der in England um einiges niedriger ist, als
in Deutschland. Das sieht man schon an der Qualität der Zimmer, die einem hier zur
Miete angeboten werden. Die Nachfrage an Wohnraum scheint hier sehr groß zu
sein, so dass die Immobilienmakler ihren Profit daraus schlagen können.
Meine erste Station in England
war Cuffley, ein kleines, wohlhabendes Dorf mit gerade mal 4.000 Einwohnern.
Cuffley liegt im Bezirk von Welwyn Hatfield, im Süd-Osten von Hertfordshire. Mit
dem Zug erreicht man das Zentrum Londons in gerade mal 30 Minuten. In Cuffley
war ich in einer Familie mit zwei kleinen Kindern untergebracht, was für die Verbesserung meiner Englischkenntnisse von
Vorteil war. Außerdem ist es von den Mietpreisen her natürlich günstiger, als
im Zentrum Londons zu wohnen.
[Photo by Darya Cz.; taken 8/11/2013] |
Zu meiner Forschung kann ich
sagen, dass man in Deutschland kaum etwas über russisch-sprachige Migranten in
England weiß, und auch in der wissenschaftlichen Literatur setzt sich kaum jemand
mit diesem Thema auseinander. Öffnet man jedoch im Internet die Seite der
russischen Botschaft in Großbritannien, so war auch ich überrascht zu sehen,
wie viele russische Vereine/Organisationen in ganz England verstreut sind. Die
meisten davon befinden sich jedoch in
London. Nach der Kartierung des International
Organization of Migration (IOM) von 2007 in London, leben in England um die
300.000 Russen und russisch-sprachige Personen, Die meisten davon in Greater
London, welches die zentralen Bezirke City
of London, City of Westminster
sowie 31 weitere Londoner Stadtbezirke (London Boroughs) umfasst. 300.000 scheint zunächst nicht sehr viel zu sein. Das
liegt jedoch daran, dass die Größe der russischen Diaspora in England schwer zu
fassen ist. Die Personen, die die russische Sprache sprechen, sich selbst als
Russen und auch von anderen als Russen gesehen werden, müssen nicht zwingend
Russen sein. Sie können genauso aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, und
wurden somit nicht in der Erhebung des International
Organization of Migration mit aufgenommen. Deswegen sieht es ganz danach
aus, dass in England sehr viel mehr russisch-sprachige Migranten leben, als aus
den Statistiken hervorgeht. Durch den Kontakt zur russischen Schule “Znaniye Education Centre” in London und
im Interview mit der Leiterin der Schule habe ich erfahren, dass auch dort
nicht nur Russen, sondern immer mehr Kinder aus russisch-sprachigen Familien,
die schon in England geboren sind, die Schule besuchen. Was mich persönlich
jedoch sehr überrascht hat war, dass auch andere Nationalitäten, wie z.B.
Araber, den Russischunterricht besuchen. Der Grund dafür sei wohl die hohe
Nachfrage an Russischkenntnissen auf dem britischen Arbeitsmarkt, da wohl immer
mehr Beziehungen zu russischen Firmen aufgebaut werden. Die Russische Schule
wurde im Jahr 2003 gegründet, und hat am 8.11.2013 ihr 10-jähriges Jubiläum
gefeiert, an dem ich dabei sein durfte.
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